Der Kuchen wird nicht größer, er schmeckt nur besser
Niklas Ruf,
In Bezug auf Social Impact Bonds (SIB) wird gerne behauptet, dass die Einführung dieses neuartigen Finanzierungsansatzes die verfügbaren Mittel für den sozialen Sektor erhöhen würde. Diese Sichtweise teilen wir nicht.

Privatinvestoren, die tatsächlich zusätzliches Geld in den sozialen Bereich bringen könnten, werden als Vorfinanzierer von SIBs auf absehbare Zeit eine untergeordnete Rolle spielen. Und zwar aus zwei Gründen: Zum einen werden SIBs kaum die Verzinsung anbieten können, die angesichts ihres Ausfallrisikos gegenüber einem Privatinvestor angemessen wäre. Zum anderen ist es auch aus politischen Gründen keine gute Idee, SIBs voreilig Privatinvestoren zu öffnen. Denn dies würde der zwar falschen, aber dennoch populären Kritik die Tür öffnen, dass hier auf dem Rücken der Bedürftigen Geld verdient wird.

Stattdessen werden aus unserer Sicht die meisten Mittel für künftige SIBs weiterhin von gemeinnützigen Organisationen wie etwa Stiftungen zur Verfügung gestellt. Und deren Finanzierung stellt kein Mehr an Mitteln dar, denn jene Mittel sind ja von vornherein dem gemeinnützigen Feld gewidmet. Statt „mehr Mittel“ sind es also „gebündelte Mittel“, statt von „besserem Investment“ sollte vielmehr von „besserer Spende“ gesprochen werden.

Primäre Aufgabe von SIBs ist es unserer Auffassung nach ohnehin nicht, mehr Mittel für den sozialen Sektor zu akquirieren, sondern vielmehr die vorhandenen öffentlichen Mittel zielorientierter und wirksamer als bisher einzusetzen. Eine Aufgabenstellung, die bei zukünftig tendenziell schrumpfenden öffentlichen Haushalten von steigender Bedeutung sein könnte.

Social Impact Bonds können somit dazu beitragen, mit den vorhandenen, aber immer auch begrenzten, öffentlichen Mitteln möglichst viele Bedürftige möglichst gut zu erreichen. Indem der Mitteleinsatz der öffentlichen Hand an klar formulierte Zielvorgaben geknüpft ist und jene Mittel nur bei Erreichen der vorab definierten Ziele ausbezahlt werden müssen, bekommt die öffentliche Hand die Möglichkeit, bestehende soziale Aufgaben effizienter zu bearbeiten oder aber Lücken in der vorhandenen Angebotslandschaft zu schließen.

Unabhängig davon, ob die mit der öffentlichen Hand vereinbarten Ziele erreicht werden: In jedem Fall liefern SIBs der öffentlichen Hand – und damit auch uns Bürgern, die die öffentliche Hand finanzieren – Transparenz und Aufklärung darüber, was im sozialen Sektor tatsächlich erreicht wird… und was nicht.

Der Finanz-Kuchen des sozialen Sektors wird durch SIBs nicht größer. Aber bei jedem Stück, das aus einem SIB besteht, werden Zutaten und Rezept sichtbar. Mit SIBs sehen wir somit zum ersten Mal, woraus und wie der Kuchen gemacht ist und was mit ihm erreicht werden kann. Und schon schmeckt er besser.

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