Von Wölfen und Schäfchen
Stefan Shaw,
Die freie Wirtschaft. Ein beliebter Begriff, um sich im sozialen Sektor abzugrenzen gegenüber einer kapitalistischen Ellenbogengesellschaft, in der der Mensch des Menschen Wolf ist.

Die Wirtschaft selbst spricht über sich nicht als freie Wirtschaft. Weil sie nicht frei ist. Ein Unternehmen kann nur überleben, wenn es die Bedürfnisse seiner Kunden versteht und erfüllt. Das Unternehmen ist vom Kunden, Konsumenten, Käufer abhängig. Und steht im Ringen um diesen in einem nicht enden wollenden Wettbewerb um die beste Lösung.

Die Welt ist komplex, und gute Lösungen sind es meistens auch. Zu komplex für ein einzelnes Unternehmen, das sich daher mit anderen zusammenschließt zu langfristigen Lieferantenketten oder kurzfristigen Arbeitsgemeinschaften. Damit dies gelingt, braucht es Teamfähigkeit nach innen und Kooperationsfähigkeit nach außen.
Nun werfen wir einen Blick auf den sozialen Sektor: Wie sieht es hier aus mit der Fähigkeit zur Kooperation? Echte, täglich gelebte Zusammenarbeit, die über den Appell, jetzt müsse man sich doch endlich mal in Netzwerken organisieren, hinausgeht? Wie sieht es hier aus mit dem unablässigen Wettbewerb, mit dem ständigen Ringen um die beste, die wirksamste Lösung?

Alles rhetorische Fragen – denn wir kennen die Antworten. Bleibt nur noch eine Abschlussfrage. Was ist an einem Sektor, in dem jeder seine Schäfchen geradeso ins Trockene bringt und kaum einer vom anderen Notiz nimmt, geschweige denn diesen in die Bearbeitung der gemeinsam erkannten Probleme einbezieht, was ist an einem solchen Sektor eigentlich „sozial“?

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