Was bringt das Ehrenamt?
Ute Volz, Wirksamkeit,
Eleven lernt jeden Tag dazu. Die unter dem Dach von Eleven angesiedelten Organisationen tauschen sich regelmäßig beim „Insulanertreffen“ aus. Thema im Juli war „Ehrenamt“.

Vieles wäre ohne sie nicht möglich. Ohne Ehrenamtliche wären das Mentoring und die individuelle Begleitung von Kindern, Jugendlichen und Familien der Organisationen bei Eleven in der jetzigen Form nicht realisierbar. Ohne Ehrenamtliche gäbe es keine deutschlandweite Verbreitung einiger bei Eleven zusammenwirkender Organisationen. Ohne Ehrenamtliche blieben die für unsere gemeinnützigen Einrichtungen unentbehrlichen Organe – Vorstand, Aufsichts- oder Wirtschaftsbeirat – wahrscheinlich unbesetzt. Ohne Ehrenamtliche wäre eine heterogene, individuelle Förderung durch ein umfassendes Netzwerk wie das von Ashoka nicht finanzierbar.

Ehrenamtliche Familienbegleiter, Mentoren, Trainer, Standort-Organisatoren, Koordinatoren, Vorstandsmitglieder, Beiratsmitglieder und Berater vervollständigen die Programme und Strukturen von wellcome, buddY, Balu und Du, Chancenwerk, Rock Your Life!, Komplizen und Joblinge. Das zielgerichtete Agieren der Freiwilligen wird wiederum ermöglicht durch die professionelle Begleitung und Koordination der hauptamtlichen Mitarbeiter dieser Organisationen. Und wie bei jeder gut geführten und wertgeschätzten ehrenamtlichen Tätigkeit profitieren die Ehrenamtlichen schließlich auch selbst von ihrem Engagement – in den Bereichen Persönlichkeitsentwicklung, soziales Umfeld und berufliche Möglichkeiten.

Lässt sich aber eindeutig sagen, dass die Ehrenamtlichen mit ihrem Einsatz die Wirksamkeit der Programme für Kinder und Jugendliche verbessern? Lässt sich dies auch monetarisieren? Was sind Wert und Nutzen solchen ehrenamtlichen Engagements? Für wen bringt dieses Engagement welchen Nutzen? Soll man danach fragen? Kann man Wert und Nutzen messen? Und darf man das überhaupt?

Diese Frage stellte sich unser Referent Dr. Thomas Möltgen, Bereichsleiter „Integration und Gemeindecaritas“ im Diözesan-Caritasverband für das Erzbistum Köln, bereits vor einigen Jahren. Im Rahmen seiner Arbeit mit Ehrenamtlichen und mit Organisationen, die viele Ehrenamtliche einsetzen, beschäftigt sich Dr. Möltgen intensiv mit dem Phänomen des ehrenamtlichen Engagements und mit seiner Entwicklung in den letzten Jahrzehnten. „Wert und Nutzen des ehrenamtlichen Engagements“ stand im Mittelpunkt der 3. Caritas-Sommeruniversität Ehrenamt im Jahr 2009. Dort wurde unter anderem über ein Forschungsprojekt berichtet, das der Diözesan-Caritasverband Köln beauftragt hatte.*

Mit dieser Studie sollte der Nutzen von ehrenamtlicher Tätigkeit erfasst werden, um mit den hier gewonnenen Erkenntnissen bessere unternehmerische Entscheidungen zu treffen. Forschungsgegenstand waren drei sehr unterschiedliche Organisationseinheiten, die mit Ehrenamtlichen arbeiten. Der Nutzen des ehrenamtlichen Engagements wurde mit unterschiedlichen Forschungsinstrumenten und -methoden quantitativ sowie qualitativ erfasst, und zwar jeweils für die Trägereinrichtung, die Zielgruppe und die Ehrenamtlichen selbst. Alle Ergebnisse wurden zusammen mit den Verantwortlichen der untersuchten Organisationseinheiten interpretiert und diskutiert.

Das Ergebnis: In allen Einrichtungen waren positive Veränderungen durch die Ehrenamtlichen deutlich erkennbar. Diese Veränderungen fielen um so größer aus, je besser der Kontakt, die Zusammenarbeit und die Unterstützung der Ehrenamtlichen durch die Hauptamtlichen in den Organisationen waren – eine Erkenntnis, die alle Organisationen bei eleven teilen.

So positiv die Betriebswirte auf diese Untersuchungsergebnisse reagierten, so skeptisch waren die Nutzer des ehrenamtlichen Einsatzes und die Ehrenamtlichen. Den Versuch einer Monetarisierung und den analytischen Blick auf den Wert des Ehrenamts empfanden sie als „Verunreinigung“ der unentgeltlichen Leistung und der dadurch entstehenden Beziehung.

Derartige Bedenken sollten aber nicht davon abhalten, den tatsächlichen Nutzen von Ehrenamt zu bestimmen. Im Gegenteil: Man sollte umso intensiver nach einer geeigneten Währung suchen, mit der sich der Nutzen bestimmen lässt. Nur dann kann die Einbeziehung von Ehrenamtlichen in soziale Arbeit so weit justiert werden, dass sie maximalen Sinn stiftet – für alle, nicht nur für die Ehrenamtlichen selbst.

(*) Fritz, S., Pietrzyk, U., Möltgen, Th., Suda, B.; Welchen Nutzen bringt ehrenamtliche Tätigkeit? In: Möltgen, Thomas (Hg.): Wert und Nutzen ehrenamtlichen Engagements – Reader zur Caritas-Sommeruniversität Ehrenamt 2009 Köln; Kevelaer 2010; S. 165ff.

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