How NOT to pick a charity
Ute Volz, Kommentar,
Wär das schön! Eine Neuausrichtung bei der Bewertung von Non Profit Organisationen. Der Abschied von der Überzeugung, dass eine Hilfsorganisation nur dann förderungswürdig ist, wenn sie maximal viel ihrer Einnahmen direkt ihrem Projekt vor Ort zugute kommen lässt. Die Chancen einer derartigen Veränderung im sozialen Sektor stehen leider immer noch schlecht. Dabei wäre sie so dringend nötig.

Bereits vor 18 Monaten ist zu diesem Thema im Blog des Meta Charity-Projektes „Raising for Effective Giving“ der Stiftung für Effektiven Altruismus ein Artikel erschienen. Die Autoren Adriano Mannino und Tobias Pulver fragen nach den Kriterien, die Spender bei der Auswahl ihres Spendenempfängers anlegen. Und sie stellen erstaunt – oder eher entsetzt – fest, dass es noch immer üblich ist, Hilfsorganisationen nur nach ihren Overhead-Kosten zu bewerten. Das gilt auch heute noch. Leider.

Alle Mitarbeiter einer Non Profit Organisation müssen maximal gut geeignet, qualifiziert und motiviert sein für ihre Arbeit. Dann sind sie gleichzusetzen mit der Organisation und ihren Projekten vor Ort und es geht statt um niedrige oder hohe „Overhead-Kosten“ nur noch ums Ganze. Nämlich um die Wirksamkeit der Organisation.

Ein potentieller Förderer hätte dann nur noch folgende Fragen zu klären: Ist die Organisation mit ihrem Programm maximal wirksam und möglichst kosteneffizient? Werden möglichst viele Personen der Zielgruppe so gut wie möglich erreicht? Hat die Organisation mit ihrem evidenzbasierten Programm die größtmögliche Reichweite? Wenn solche Fragen im Vordergrund stünden statt die irrelevante Fokussierung auf Overhead, käme endlich die dringend nötige Umverteilung der Fördermittel in Gang: Von wenig wirksamen Organisationen zu denjenigen, die wirklich etwas bewegen.

Der soziale Sektor in Deutschland hat noch einen weiten Weg vor sich, bis sich Wirksamkeit als Entscheidungsgrundlage durchgesetzt haben wird. Erst wenn Wirksamkeit und Kosteneffizienz zu zentralen Förderkriterien geworden sind, wird sich vieles andere mitbewegen: Overhead-Kosten werden nicht mehr von der „Arbeit vor Ort“ getrennt; Recruiting, Qualifizierung und Mitarbeiterführung werden auch im sozialen Sektor ernst genommen. Und Personal- und Verwaltungskosten werden als notwendiges Fundament erfolgreicher Arbeit anerkannt. Erst wenn diese Grundlagen erfolgreicher Unternehmensführung auch im sozialen Sektor anerkannt sind, wird nicht mehr gefördert werden, was irgendwie stattfindet - „Hauptsache vor Ort“. Stattdessen werden die Organisationen gefördert werden, die tatsächlich zu nachgewiesenen Veränderungen beitragen.

Hier geht es zum Artikel von Adriano Mannino and Tobias Pulver auf der Website von „Raising for Effective Giving“, in englischer Sprache:
How to NOT pick a charity

Übrigens: Die Autoren Mannino und Pulver nehmen in ihrem Text Bezug auf den TED Talk „The way we think about charity is dead wrong“ von Dan Pallotta, aufgezeichnet im März 2013. In unserem Z Blog hatten wir diesen Talk im März 2015 veröffentlicht.

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