Eine neue Heimat für clarat refugees
Stefan Shaw, Anne Schulze,
Als Deutschland sich im Sommer 2015 einem ungeahnten Zustrom von Flüchtlingen ausgesetzt sah, traf sich der Stiftungsrat der Benckiser Stiftung Zukunft zu einer Sitzung, um in erster Linie eine Frage zu besprechen: Was kann unsere Stiftung dazu beitragen, dass Geflüchtete bei ihrer Integration in Deutschland Unterstützung erhalten?

Die Antwort lag auf der Hand: Mit clarat family hatten wir im Jahr zuvor begonnen, ein webbasiertes Verzeichnis von Angeboten für Hilfe suchende Familien zu entwickeln, und damit ein Werkzeug geschaffen, das sich ebenso gut für die Aufnahme von Angeboten der Flüchtlingshilfe eignen würde. Und wir hatten Mitarbeiter, die hervorragend darin geschult waren, aus einer unübersichtlichen Hilfelandschaft Angebote zu destillieren, sie in eine verständliche Darstellung und Sprache zu übertragen und sie damit Menschen zugänglich zu machen, die sonst vor der Unübersichtlichkeit des Internets kapituliert hätten.

Damit war die Entscheidung gefallen und clarat refugees war geboren. Der Stiftungsrat bewilligte Mittel in Millionenhöhe, um den raschen Aufbau zu ermöglichen. Warum? Weil es schlichtweg notwendig war, es aber außer uns keiner in dieser Weise in Angriff nehmen konnte. Gleichzeitig vereinbarten wir, dass es sich um ein Aufbauprojekt handeln sollte, das – sobald es umgesetzt wäre – an einen geeigneten Betreiber der Flüchtlingshilfe übergeben werden sollte, da wir in der Unterstützung von Geflüchteten in Deutschland nicht die langfristige Kernkompetenz unserer Stiftung sehen.

Unser Ziel mit clarat refugees war es, die bestehenden Angebote für Geflüchtete in 10 Ballungsräumen abzubilden sowie zusätzlich überregionale Angebote aufzunehmen, die Geflüchteten unabhängig von ihrem Wohnort in Deutschland zur Verfügung stehen. Nun, gute zwei Jahre später, haben wir das Mapping von 11 Ballungsräumen abgeschlossen und listen über 7.000 Angebote, sämtliche nicht nur auf Deutsch, sondern zusätzlich auf Arabisch, Farsi, Türkisch, Polnisch, Russisch, Englisch und Französisch. Und das mit Erfolg: Unsere Seite wird aktuell zu fast 70% auf Arabisch und Farsi genutzt.

Damit war der Zeitpunkt gekommen, nach einem guten Partner zur Weiterführung von clarat refugees Ausschau zu halten. Gefunden haben wir jedoch nicht nur einen guten, sondern aus unserer Sicht sogar den idealen Partner. Die Plattform Handbook Germany, vom Bundeskanzleramt gefördert, bietet eine Vielzahl von Kurzfilmen in mehreren Sprachen, die Geflüchtete dabei unterstützen, sich in Deutschland zurechtzufinden. Mit etwa 160.000 Aufrufen pro Monat ist Handbook Germany das wahrscheinlich am häufigsten genutzte Portal für Geflüchtete in Deutschland. Seit diesem Sommer zeichnete sich ohnehin bereits eine enge Zusammenarbeit zwischen Handbook Germany und clarat ab. So wurden clarat-Einträge zunehmend auch auf den Handbook Germany-Seiten ausgespielt, um die allgemeinen Informationen zu Deutschland um differenzierte Unterstützungsangebote zu ergänzen.

Vor wenigen Tagen haben wir daher unsere Entscheidung getroffen: Zu Beginn des neuen Jahres, 2018, werden wir die Plattform clarat refugees an Handbook Germany übergeben. Handbook Germany wird die bei clarat refugees gelisteten Angebote in ihre Plattform integrieren und somit den Fortbestand der geleisteten Arbeit sicherstellen. Auch wenn unsere Entscheidung nahe lag, so fiel sie uns doch schwer, denn sie bedeutet, dass wir uns von unseren Mitarbeitern trennen müssen. Der Aufbau von clarat refugees war eine große konzeptionelle und nicht zuletzt auch programmiertechnische Leistung, die ein hoch qualifiziertes Team voraussetzte. Die weniger anspruchsvolle Pflege der inzwischen fertiggestellten Plattform verlangt nach anderen Mitarbeiterprofilen. Die Auswahl der hierfür geeigneten Personen müssen wir dem neuen Betreiber überlassen.

Mit großer Dankbarkeit schauen wir auf unser clarat refugees-Team, das in über zwei Jahren eine phänomenale Aufbauarbeit geleistet hat. Gerade in den Zeiten, in denen die Sorgen über den unbegrenzten Zustrom an Flüchtlingen die öffentliche Diskussion bestimmte, musste man nur einige Zeit im clarat-Büro verbringen und wusste anschließend: Wir schaffen das!

Farewell clarat refugees.

Deine Benckiser Stiftung Zukunft

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